Und jetzt möchte ich eben monatlich etwas in einen ETF-Sparplan einzahlen. Geplant sind vorerst 25€ im Monat, da ich seit längerem arbeitslos bin und ich nicht weiß, wie lange der Zustand noch anhält. (Ich war längere Zeit im Ausland und habe jetzt Schwierigkeiten wieder Fuß zu fassen)
Hallo und willkommen!
So gut ich Deinen Vorsatz finde, Geld in ETFs zu investieren, so sehr frage ich mich doch, ob die aktuelle Situation ohne Arbeit dazu geeignet ist: Du legst bereits monatlich 100€ in BSV, 25€ in eine RV und einen ungenannten Betrag in Riester an. Bist Du Dir sicher, dass Du diese 25€ auch noch entbehren willst? Wenn Du ohne Dein Tagesgeldkonto anzurühren auch in den nächsten Monaten über die Runden kommst, wäre ich vorsichtig optimistisch. Du solltest Dir aber vor Augen führen, dass evtl. ein neuer Job in einer anderen Stadt/einem anderen Bundesland auf Dich warten kann, womit ein Umzug mit den verbundenen Kosten und teilweise doppelte Kosten (Miete, Übergangsphase bei Mietkaution -> 2.Mietkaution erforderlich) kurzzeitig zu stemmen sein könnten. Ich würde mir daher zusätzliche Belastungen erstmal verkneifen. Die 300€ (12x25€) im Jahr machen den Kohl letztlich auch nicht fett; ich würde erstmal meine volle Energie in die Einnahmenseite (sprich Job) stecken und die Investitionsseite solange zur Seite schieben.
Aber nun zu Deinen Fragen:
Ich habe mir vorgenommen, im neuen Jahr mit ETFs anzufangen, bin aber ein totaler Schisser und benötige nun ein paar Sichtweisen von außen.
Was heißt Schisser? Keine Risikotoleranz mit Panikverkäufen, wenn die Kurse um 50% einbrechen? Oder Angst davor, eine falsche Anlage auszuwählen?
Momentan habe ich:
- ca. einen "größeren Kleinwagen" auf den Tagesgeldkonten bei der DKB und Bank of Scotland
- 3 Bausparverträge, auf die ich im Monat insgesamt 100€ einzahle
- eine Rentenversicherung mit angeblich 2,75% Fixzinsen bei DBV (300€ im Jahr), großer Fehler, aber ich habe das Gefühl, dass wenn ich jetzt kündige, ich einen Riesenverlust mache.
- Riester bei Union Investment (bin da auch noch unentschlossen, ob gut oder nicht, da keine Kinder etc, aber die Kursentwicklung war bis jetzt sehr sehr gut)
* TG-Reserve klingt prima. Wer an dem Punkt angekommen ist, sollte (spätestens dann) über eine langfristige Anlage nachdenken.
* Die BSV würde ich weiterführen, wenn die Konditionen passen, d.h. wenn sie mehr als die ggw. erzielbaren Festgeldkonditionen (~2%) bringen.
* RV: Die Zinsen beziehen sich auf den Betrag, der sich nach Abzug der Kosten ergibt. Schau mal in die Versicherungspolice, in der hoffentlich eine Beispielrechnung mit den Garantiezinsen zu finden ist und tipp die Werte mal in einen Onlinerechner (z.B.
http://www.zinsen-berechnen.de/sparrechner.php) ein und ermittle damit die tatsächliche Rendite. Wenn Du Fragen dazu hast, hak ruhig nach. Wenn Du die tatsächliche Rendite kennst, kannst Du Dir immer noch überlegen, ob Du den Vertrag kündigen, beitragsfrei stellen oder weiterführen möchtest. Hier (
https://www.test.de/Lebensversicherung-Fortfuehren-kuendigen-oder-stilllegen-1159371-0/) könntest Du erste Anhaltspunkte finden.
Das Thema "Riesenverlust" fällt in die Kategorie "sunk costs" - watt weg is, is weg. Mach Dich von vergangenen Entscheidungen und Zahlungen frei und überlege,
1.) ob Du zukünftige Gelder in die gleiche Anlage stecken willst (oder beitragsfrei stellen)
2.) ob Du die bereits gezahlten Gelder in der gleichen Anlage liegen lassen willst (oder kündigen)
Analogie:
Der Kinofilm wird nicht dadurch besser, dass Du Dich darüber ärgerst, dass er Dir nicht gefällt und Du ja schließlich Geld für den Eintritt bezahlt hast und deswegen partout den Film zu Ende sehen musst.
Also die Idee ist es, erstmal mit 25€ auf den MSCI World anzufangen, dann später einen ETF-Sparplan für Emerging Markets zu haben und evt. noch was in Richtung SP 500 oder REIT zu machen.
Ich möchte das einfach nebenher laufen lassen ohne andauernd umschichten zu müssen, deswegen kommt ein normales Depot für mich nicht in Frage. Auch Einmalanlagen ab 5000€ sind nicht so meins. Das Kapital ist zwar vorhanden, aber die Nerven nicht. Ich ärger mich ja jetzt schon, wenn die neu gekaufte DVD einen Laden weiter 2€ günstiger ist. Ich weiß nicht, wie ich das sonst verdeutlichen soll! =o)
Was haltet ihr davon? Gibt es günstige Alternativen?
MSCI World ist (in meinen Augen) der richtige Einstieg in die ETF-Welt. Gerade bei den von Dir anvisierten Kleinbeträgen würde ich auf weitere Fonds verzichten. Wenn irgendwann (in vielen Jahren) dann doch noch ein zweiter ETF hinzukommen sollte, nimm den von Dir genannten MSCI EM und fertig ist die Laube. Damit deckst Du bereits das Gros des Markts ab. Den S&P500 und REITs hast Du automatisch damit schon im Depot und brauchst sie nicht wirklich noch zusätzlich zu kaufen.
Was verstehst Du denn unter "ein normales Depot kommt nicht in Frage"? Hier (
https://www.justetf.com/de/etf-sparplan/msci-world-sparplan.html) findest Du die wichtigsten Angebote, die für Dich in Frage kommen. Das sind in meinen Augen "normale Depots".
Aber bei einem Punkt möchte ich noch nachhaken: Was heißt denn "die Nerven sind nicht vorhanden"? Hast Du Angst vor schwankenden Kursen? Diese Schwankungen wirst Du haben und die Kurse werden garantiert auch mal unter die aktuellen Kurse sinken und gerne auch mal um 50% fallen. So ist das mit Aktien und damit musst Du zurechtkommen, wenn Du von den langfristigen Chancen profitieren möchtest. Wenn Du dann verkaufst, waren die schönen Überlegungen hier für die Katz'. Dann wäre sogar eine Tagesgeldkontoanlage besser. Du musst also in der Lage sein, für 2-3 Jahre auch mal einen Bärenmarkt durchzustehen. Mein Tipp: Einfach das Depot ignorieren und in Bärenmärkten nicht angucken. Wenn die Kurse dann wieder steigen (und wider aller Pressemitteilungen die Finanzwelt doch nicht untergegangen ist), macht der Blick ins Depot wieder mehr Freude. Ach, und vergiss nicht, auch weiterhin schwankungsarme Posten (wie Deine BSV oder Festgeld/Tagesgeld) zu behalten - eine gesunde Mischung machts.
Und was ist der große Unterschied zwischen physischer und synthetischer Nachbildung? (Heißt doch so, oder?)
Bin noch verunsichert, was das Swappen angeht. Prinzip habe ich, glaube ich zumindest, begriffen, aber warum dann das Risiko soviel höher ist?
Wegen ausländischer Thesaurierung habe ich keine Bedenken. Steuererklärung muss ja eh gemacht werden, da kommt es auf den Punkt auch nicht mehr an.
Und worauf muss ich achten, wenn ich 2 ETFs sehe, mit dem gleichen TER, beide thesaurierend, aber evt. sind dann nur die Aktien minimal unterschiedlich?
Ich hoffe, ich hab mich nicht zu ungeschickt ausgedrückt.
Du hast Dich richtig ausgedrückt. Die Aspekte, die Du ansprichst sind in meinen Augen nachrangig. In der von mir verlinkten Sparplanliste findest Du die wichtigsten Kandidaten von Comstage (Commerzbank), db x-trackers (Deutsche Bank), iShares (Blackrock) usw.
Ich persönlich finde beide Replikationsarten gleichwertig. Bei der einen (physisch) wird Wertpapierleihe betrieben, bei der anderen (synthetisch) werden Swaps eingesetzt. Beides nicht schön, aber in einen sauren Apfel wird man beißen müssen, wenn man in ETFs investiert. Ich sehe das Risiko bei Swaps auch nicht höher als bei der Wertpapierleihe, bin aber auch kein Finanzfachmann.
Ich bin mehr der Freund von thesaurierenden Swappern (also Comstage), aber wie gesagt, das wird von jedem unterschiedlich bewertet und ist keine Pauschalempfehlung von mir. Ich fürchte, der Kleinanleger kann die Vor- oder Nachteile beider Replikationsarten eh nicht bis ins letzte Detail korrekt bewerten. (Augen zu und durch!)
Zu Deiner abschließenden Frage nach den beiden ETFs mit gleicher TER: Theoretisch könnte man nach der Fondsgröße noch schauen, da kleine ETFs eher mal wieder von einer Fondsgesellschaft geschlossen werden könnten. Die "Gefahr" (es ist keine echte Gefahr, da Du einfach das Geld zurückerhälst und leidiglich die Transaktionskosten für einen Neukauf zahlen musst) sehe ich bei einem MSCI World aber nicht. Wenn eine Fondsgesellschaft den einstellt, gibt sich wahrscheinlich das gesamte ETF-Geschäft auf. Das ist DER ETF-Grundfonds schlechthin.
Wenn Du noch etwas im deutschsprachigen Raum zum Thema ETFs lesen willst, empfehle ich Dir folgende Blogs uneingeschränkt:
http://zendepot.de/passiv-investieren/http://www.finanzwesir.com/etf-fonds-passiv-geld-anlegenHoffe, das hat Dir zum Einstieg geholfen. Frage nach, wenn noch Punkte unklar sind.
LG
Woody