- Ich möchte wenige verschiedene Fonds haben, um den mentalen Aufwand zu reduzieren. Daher spiele ich mit dem Gedanken an MSCI World und EuroStoxx 600, sowie einen Emerging Markets Fond. Über eine genaue Prozentaufteilung bin ich mir noch im Unklaren.
Von welchem mentalen Aufwand sprichst Du?
Eine Aufteilung auf wenige ETFs halte ich für eine gute Idee. Den Stoxx Europe 600 (der Euro Stoxx beinhaltet nur einen Teil der Euro-Staaten also z.B. kein GB und CH) würde ich hingegen eher außen vor lassen, Europa ist schon im MSCI World enthalten. Wenn Du einen wirklich guten Grund hast, den Europa-Anteil zu erhöhen, tu dies - bedenke aber den beliebten "Denkfehler" des Home bias.
Einen wichtigen Vermögensanteil neben Tagesgeld und Aktien-ETFs vermisse ich allerdings in Deiner Aufzählung: Einen längerfristigen "risikoarmen" Anteil wie Staatsanleihen-ETFs oder Festgeld. Auch wenn gerade ein mediales Bashing solcher Anlagen en vogue ist ("EZB-Zinssenkung enteignet Sparer"), wird es auch zukünftig wieder Zeiten geben, in denen Du froh sein wirst, einen Anteil auch in diesen Sparformen angelegt zu haben. Ggw. ist zugegebenermaßen nicht viel mehr als Werterhalt drin - die Inflation ist ja auch nicht so hoch.
(Genau das andere mediale Verhalten werden wir in dem Moment und dann auch für einige Jahre erleben, wenn die Börsen aus uns heute unbekannten Gründen wieder nach unten rauschen. Daher ist in meinen Augen
immer ein gesunder Mix wichtig.)
Übertreibe es daher nicht mit Deinem Aktienanteil - mehr als 70-80% Aktienanteil halte ich für zu hoch. Sonst hast Du auch kein Kapital für's Rebalancing nach dem Crash. Und wer den ersten Crash mit echtem Geld erlebt hat, kann auch besser abschätzen, wie er damit zurechtkommt.
Bei der Aufteilung der verschiedenen Regionen solltest Du Dich nicht unnötig verkünsteln. +/-5% oder 10% macht vermutlich kaum einen Unterschied aus. Und wenn es einen Unterschied geben wird, weiß man es (leider ;-)!) immer erst hinterher. Viel wichtiger als die Aufteilung innerhalb einer Anlageklasse wie Aktien ist die Asset Allocation über verschiedene Anlagen, also Dein Verhältnis von Anleihen zu Aktien (und Rohstoffen, Immobilien - die man aber nicht unbedingt braucht, um gut diversifiziert anzulegen).
Ziel ist es, irgendwann nicht mehr arbeiten zu müssen, sondern zu können. Diese Form der Freiheit möchte ich erreichen.
Ein hohes Ziel, das man sicher auch erreichen kann, wenn man so viel spart, wie Du es schon in jungen Jahren tust. Opfere allerdings nicht die Gegenwart für die Zukunft und lebe auch heute schon ein zufriedenes Leben.
Meine Fragen dazu:
- Ist es sinnvoll, wenn ich den Freistellungsauftrag komplett ausgeschöpft habe dann thesaurierende Fonds auf den gleichen Indices dazuzukaufen und die dann zu erhöhen?
EDIT: Prinzipiell richtig gedacht, wenn Du in wegswappende Thesaurierer wechselst. Ansonsten spielt das steuerlich keine Rolle. Siehe allerdings auch mein Hinweis auch zu Anleihen/Festgeld - das wird auch Deinen Freistellungsauftrag "belasten". Über prinzipielle Vor- und Nachteile von Thesaurierern/Ausschüttern haben wir ja gerade (s.oben) erst diskutiert.
- Was kann ich tun um den Aufwand (Recherche/Ausfüllen etc) für die Steuererklärung zu minimieren? Fondsauswahl nach Möglichkeit inländisch und transparent hab ich schon mitbekommen.
* Ausländische Ausschütter sind auch unproblematisch. Einzig ausländische Thesaurierer, die die ihre Erträge zudem nicht wegswappen, sind problematisch.
* Alle Käufe/Verkäufe (digital) konservieren - bei mir lässt sich jede Transaktion als pdf-Beleg herunterladen.
Gibt es da brauchbare Steuererklärungssoftware die einem das ganze einfacher macht? Hat da jemand Erfahrung mit?
Du erhältst zum Jahresbeginn eine Steuerbescheinigung für das vorangegangene Jahr von Deiner Depotbank, so wie Du das auch Deinem Tagesgeldkonto kennst. Dort sind üblicherweise alle Felder angegeben, in die die Eintragungen zu machen sind. Solange Du allerdings den Freibetrag noch nicht ausgereizt hast (oder vergessen hast, einen Freistellungsauftrag einzureichen), brauchst Du das allerdings noch gar nicht tun.
Ich habe verschiedene Steuersoftware-Pakete schon im Laufe der Jahre benutzt und bin schließlich wieder bei WISO-Steuersparbuch gelandet. War mir persönlich am übersichtlichsten - ist aber sicher Geschmackssache.
Einen allgemeinen Ratschlag würde ich Dir noch mitgeben wollen: Gerade am Anfang eines Anlegerlebens ist die Sparrate (hier bist Du ja schon sehr fleißig!) viel wichtiger als die Rendite der Anlagen. Dies kehrt sich im Laufe des Anlegerlebens irgendwann um. Mach Dir also nicht zu viele Gedanken über Details wie das Umshiften von Ausschüttern in Thesaurierer. Ich verstehe, dass man es gleich "richtig" machen will - Anlegen ist aber ein Prozess, der sich im Laufe des Lebens ändern kann. Vor 15 Jahren gab's z.B. noch keine ETFs am deutschen Markt. Wer weiß, was sich in 15 Jahren wieder geändert haben wird.
LG
Woody