Bei allen Entscheidungen würde ich mich nicht zu sehr von den Steueraspekten treiben lassen. Egal, welche Regierung wir hatten, eines gab es immer: Änderungen im Steuerrecht. Fast alles, was vor 15 Jahren mal als tolles Steuersparmodell verkauft wurde, ist in der Zwischenzeit gescheitert. Jetzt ist ja sogar in der Überlegung, die Garantiezinsen von Altverträgen bei den Lebensversicherungen für die Gesellschaften zu kürzen, die die Erträge nicht mehr erwirtschaften können.
Riester kann sich lohnen, in vielen Fällen tut es das aber nicht. Grundproblem von Riester ist die Komplexität des Produktes und die vom Anbieter zu leistenden Garantien. Das schränkt den Anbieterkreis ein (nur große Versicherungen), erhöht die Verwaltungskosten und reduziert die Auswahl (nur von der Versicherung genehmigte Fonds). Letztlich musst Du ausrechnen, ob die Steuerersparnis und die Zulage wirklich die geringeren Erträge kompensieren.
Im Gespräch mit der Familie, Kollegen und meinen Mitarbeitern ist mir eines immer wieder aufgefallen: Selbst wenn sie wissen, dass die Zinsen niedrig sind und man an der Börse mehr verdienen könnte, ist die Börse keine Option. Meist wird das Risiko vorgeschoben. In vielen Fällen ist es aber eigentlich ein Unwohlsein über diese Anlageform, die weniger mit Fakten zu tun hat, als damit, nicht mit den Auf- und Ab umgehen zu können, nicht genug zu wissen und eben Unsicherheit auszuhalten.
Dazu kommt, das viele Aktien völlig losgelöst von den Unternehmen sehen. Aktien sind für viele etwas, was man für einen zufälligen Preis kauft, dann hofft, dass er hoch geht und nicht runter, und irgendwann mit Gewinn verkauft.
Für mich sind Aktien Anteile an Unternehmen. Vermutlich liegt mir diese Denkweise auch eher, da ich selber eine kleine Firma habe. Mich interessieren mehr Gewinne, die das Unternehmen erwirtschaftet und an die Eigentümer auszahlt, also die Dividende. Je weniger ich für das Unternehmen zahlen muss, desto besser ist es. Daher ist ein niedriger Kurs interessanter als ein hoher Kurs.
Die Banken tun leider alles, um diese erste, verbreitete Denkweise zu fördern. So zeigen beispielsweise alle mir bekannten Wertpapierkonten von den Papieren im Depot den Einstandspreis, den aktuellen Kurs und den prozentualen Unterschied. Wenn also Aktien günstiger werden, steht dort ein rotes Minus. Dividendenzahlungen hingegen werden überhaupt nicht berücksichtigt. Das ganze wird mehrmals am Tag aktualisiert, so dass man ständig sieht, was man "gewonnen" oder "verloren" hat. In Anführungszeichen, weil das natürlich völliger Unsinn ist.
Für die Anlage selbst habe ich ein Wertpapierkonto bei Onlineanbietern (derzeit OnVista und DIBA). Das ist kostengünstig und das Handeln ist in vielen Fällen ohne Gebühren möglich. Bevor Du ein Konto eröffnest, immer prüfen, was es an Prämien gibt. OnVista zahl beispielsweise 50 Euro aus, wenn das Konto über qipu.de eröffnet wird. In einem Thread hatte ich ja kürzlich geschrieben, wie man Cortal Consors und OnVista kombinieren kann, um einige Prämien abzugreifen.
Anfangs würde ich nichts kompliziertes kaufen, sondern zum Eingewöhnen erstmal einen Dividendenorientierten Indexfond, zum Beispiel den Deka Daxplus Maximum Dividend (
https://www.deka-etf.de/products/23). Der zahlt viermal im Jahr die gesammelte Dividende aus, wobei der Hauptteil im Juli ausgeschüttet wird. Im Moment sind das um die fünf Euro im Jahr pro Anteil, der um die 80 Euro kostet.
Als zweites würde ich zur Motivation in deutlichen kleinerem Umfang (vielleicht 80/20) einen Hochprozenter ins Depot packen, etwa den Peritus High Yield (
http://www.advisorshares.com/fund/hyld). Damit kann man schon mal üben, ob man auch risikobereit ist. Der psychologische Vorteil vom Peritus High Yield ist die monatliche Ausschüttung. Man kauft einmal einige Anteile, und erhält dafür jeden Monatsanfang ein paar Euro auf das Konto ausgezahlt.
Früher hatte ich auch das Geld auf dem Tagesgeldkonto. Einmal im Jahr kam dann im Februar ein Auszug, auf dem dann für die tausende die man dort liegen hat, ein zwei- oder dreistelliger Betrag an Zinsen gezahlt wurde. Diese Zinsen waren abstrakt und so selten, dass sie während des Jahres beim Sparen keine Rolle gespielt haben. Jetzt, wo ich über die diversen Indexfunds, kleineren Summen, aber über das Jahr verteilt cirka 30x bekomme, merke ich viel direkte, dass das Sparen auch Ergebnisse bringt. Meine Motivation hat das deutlich erhöht.